Blue Flower

Töperei Erning

„Nachtuhlen“ drehen sich auf der Töpferscheibe 

STADTLOHN Ganz vorsichtig greifen die großen Hände von Bernhard Erning nach dem kleinen Ton-Rohling. Sachte hebt der 65-Jährige das Objekt hoch, hält es gegen das Licht: "Man kann momentan nur die Form der Uhle erkennen, die Details müssen jetzt nach und nach eingearbeitet werden."

 Mit ihren großen Augen sind die Rohlinge bereits als Nacht-uhlen zu erkennen. Foto: Susanne Menzel

 

Berhard Erning ist Töpfermeister. Handwerker. "Kein Künstler", lacht er. Und als Handwerker fertigt er seit vielen Jahren die Siegerpokale für das Stadtlohner Nacht-Radrennen: Die so genannte "Nachtuhle".

Der Töpferbetrieb in Stadtlohn, so erzählt der Senior stolz, hat lange Tradition: "Nachweislich gibt es uns seit mehr als 250 Jahren. Von da ab gibt es jedenfalls schriftliche Aufzeichnungen als Nachweis. Aber ich bin sicher, schon viel früher haben meine Vorfahren mit Ton gearbeitet." Von Sohn zu Sohn ist das Unternehmen weitergegeben worden. Bislang. "Meine Kinder, ein Sohn und eine Tochter, haben beruflich andere Interessen." Einen Nachfolger hat Bernhard Erning bisher nicht gefunden: "Vielleicht ergibt sich ja noch was. Es wäre schön, wenn es die Ernings weiter gäbe. Viele Töpfereien in Stadtlohn haben ja inzwischen geschlossen. Um die Jahrhundertwende gab es hier noch acht Werkstätten. Wir sind davon als einzige übrig geblieben."

Nützliche Alltagsobjekte

Er selbst hat das Handwerk von der Pike auf gelernt, seinen Gesellen- und seinen Meisterbrief erworben. "Das Töpfern ist eigentlich auch eher ein Männerberuf", ist sich der Stadtlohner sicher. "Frauen üben in diesem Metier eher die dekorative Seite aus, sind auch feinmotorisch fitter im Zeichnen. Aber wer wie ich mit dem Handwerk Geld verdienen will, der muss sich an nützliche Alltagsobjekte wagen. Und die sind größer und schwerer und für Frauenhände nicht so leicht zu stemmen."

Die Standbeine des Betriebes sind neben Einmach- und Brottöpfen weitere Aufbewahrungen für Lebensmittel, aber auch der Fußbodenbelag. "Die Stadtlohner Riemchen sind bekannt", verweist Bernhard Erning auf sein Vorzeigeprodukt.

Produktion in Serie

Fünf Menschen - den Inhaber eingeschlossen - stehen bei der Töpferei in Brot und Arbeit. "Eigentlich könnte ich auch ausbilden", sagt der Chef. "Das habe ich früher immer gerne gemacht. Nur heutzutage finde ich niemanden mehr. Die meisten wollen sich die Hände nicht schmutzig machen." Oder, so weiß der 65-Jährige, die Lehrlinge wollen eher ihre künstlerische Ader ausleben: "Bei uns gibt es keine Einzelstücke, hier gehen die Sachen in Serie. Will sagen: Es werden oft die gleichen Dinge produziert. Und das ist dem Nachwuchs dann wiederum zu langweilig."

Wobei Serie für Bernhard Erning nicht heißt, dass nach Schablone gefertigt wird. Die Nachtuhlen, die Nachteulen, beispielsweise, die er seit vielen Jahren anstelle von Siegerpokalen für den Stadtlohner Radsportklub herstellt, fertigt er Stück für Stück frei Hand: "Die Skulpturen, auch als Windlicht nutzbar, sind in der kleinen Form aus einem Guss. In der 80 Zentimeter großen und gut zehn Kilo schweren Form sind sie aus drei Teilen zusammengesetzt", verrät der Meister. Zwei, drei Stunden dauert es, bis eine Eule modelliert, gebrannt und lasiert ihre Endfassung erreicht hat.

Handwerkliches Herzblut

Und damit auch Nicht-Radfahrer dem Ruf der Eule folgen und sie bei Gefallen in den eigenen Garten stellen können, produziert Bernhard Erning jedes Jahr auch gleich ein paar mehr der tönernen Objekte. Nicht künstlerisch, handwerklich - aber mit viel Herzblut.

Das Nachtuhlenrennen (Stadtlohner Kriterium) startet am Freitag, 1. Juli, um 18 Uhr mit den Schülern U13, gefolgt von den Schülern U15, U17 und U19. Ab 20 Uhr treten die Hobbysportler über 20,4 Kilometer in die Pedale. Die C-Klasse geht um 20.45 Uhr an den Start, die KT sowie A-/B-Klasse um 22 Uhr.